Essen ist in Singapur niemals Nebensache und zu speisen wie ein Einheimischer, geht weit über das Probieren leckerer Gerichte hinaus. Erfahren Sie mehr über althergebrachte Sitten sowie die Singapurer Verhaltensregeln beim Essen und genießen Sie die Erfahrung, wie ein echter Singapurer zu speisen – mit unserem Leitfaden zu Sitten und Gebräuchen der Speisekultur in Singapur.

1. Chopen Sie Ihren Platz wie ein Profi
Essen und Getränke auf einem Tisch in einem Hawker Centre

In welchem der zahlreichen Hawker Centres unserer Insel Sie auch umherstreifen – Sie werden auf Tischen und Stühlen Gegenstände wie Taschentuchpackungen und sogar Regenschirme vorfinden. Warum?

Auf diese Weise reservieren Singapurer sich nämlich einen Platz: indem Sie entbehrliche Objekte ablegen.

Dieses Verhalten ist als Chope-ing (Reservieren) eines Platzes bekannt und hat sich als stressfreie Art etabliert, sich einen Sitzplatz zum Essen zu sichern, anstatt mit Essenstabletts herumstehen und warten zu müssen.

Wenn Sie also das nächste Mal Taschentuchpackungen oder Regenschirme auf leeren Tischen sehen, wissen Sie: Hier ist besetzt!


2. In lokalem Slang über Essen sprechen
Junge Frau bestellt Entenreis an einem Straßenimbissstand.

Singapurer Slang, genannt Singlish, ist ein Mischmasch verschiedener Dialekte, der die multikulturelle Gesellschaft des Landes widerspiegelt. Makan, Dabao und Shiok sind nur einige der Wörter, die einheimische Foodies verwenden. Zur Begriffserklärung finden Sie hier einige Übersetzungen.

  • Makan ist malaiisch für „essen“ und wird generell als Verb in einem Satz verwendet. Zum Beispiel „You makan already?“ würde auf Deutsch bedeuten „Hast du schon gegessen?“
  • Dabao bedeutet „zum Mitnehmen“ und wird häufig als Antwort gebraucht, wie beispielsweise: „I’d like to dabao a packet of chicken rice” (Ich hätte gerne eine Portion Hühnchenreis zum Mitnehmen).
  • Shiok ist ein Ausdruck, der Zufriedenheit und Begeisterung ausdrückt. Es kommt in verschiedenen Zusammenhängen vor, wird aber häufig nach einem guten Essen ausgesprochen. Zum Beispiel „The chicken rice at Katong Shopping Centre is sooo shiok“ (Der Hühnchenreis im Katong Shopping Centre ist sooo lecker).
  • Sie können damit auch auf eine Frage antworten, wie beispielsweise „How’d you find the lor mee (Nudelgericht mit stärkehaltiger Sauce) at Old Airport Road Hawker Centre?“ (Wie hat dir das Lor Mee im Old Airport Road Hawker Centre geschmeckt?“ „It was so shiok, will definitely return again!“ (Es war so köstlich, dass ich dort sicherlich nochmal essen werde!)

3. Machen Sie sich mit dieser respektvollen Anrede beliebt
Ein Imbissstand mit hainanesischem Hühnchenreis in einem Hawker Centre

Wenn Sie Singapur zum ersten Mal besuchen, werden Sie vielleicht verwundert feststellen, dass Einheimische ältere Menschen mit „Uncle“ (Onkel) oder „Aunty“ (Tantchen) ansprechen.

Wir sind natürlich nicht alle miteinander verwandt! Auf diese Art zeigen jüngere Menschen in Singapur ihren Respekt und Höflichkeit gegenüber älteren Mitmenschen – Grundwerte vieler asiatischer Kulturen.

Versuchen Sie es doch selbst mal, wenn Sie bei einem älteren Straßenimbissverkäufer bestellen (aber nur, wenn der Altersunterschied erheblich ist). Ihnen wird sicherlich freundlich zugelächelt und vielleicht erhalten Sie auch eine größere Portion!


4. Den Singapurer Slang zum Bestellen von Getränken meistern
Zwei Damen kaufen Getränke an einem Straßenimbiss

In der tropischen Hitze Singapurs ist es kein Wunder, dass man an den Getränkeständen in den Hawker Centres wie Bedok Marketplace und Adam Road Food Centre lange Schlange stehen muss.

Und weil in einer riesigen Metropole alles schnell gehen muss, wird zum Beschleunigen der Bestellung Slang verwendet. Es macht wirklich Spaß, beim Getränkebestellen diese Umgangssprache zu meistern, was Sie auch gleichzeitig als Kenner der Kultur auszeichnet.

Hier ist ein Leitfaden (mit korrekter Aussprache in Klammern), mit dem Sie in Sekundenschnelle Ihr Getränk bestellten:

  • Teh [ausgesprochen „tey“]: bedeutet Tee.
  • Kopi [ausgesprochen „ko-pie“]: bedeutet Kaffee.
  • C [„si“] steht für Kondensmilch‚ also „kopi C“ oder „teh C“.
  • Gao [ausgesprochen „gau“] bedeutet extra stark. „Kopi gao“ wäre dann ein extra starker Kaffee.
  • Siu dai [ausgesprochen „siu dai“] bedeutet weniger Zucker.
  • Kosong [ausgesprochen „kou-sou-ung“] bedeutet „nichts“, also keinen Zucker und keine Sahne.
  • Peng [ausgesprochen „pee-eng“] steht für Eis und kann zu jedem der obenstehenden Begriffe hinten angefügt werden. Zum Beispiel „Kopi peng“ bedeutet Eiskaffee; „Teh peng“ bedeutet Eistee. 

Je mehr Sie diese Begriffe üben, desto aufwendigere Kaffeevariationen können Sie bestellen. Um Ihr Können zur Schau zu stellen, bestellen Sie einen „kopi C gao kosong peng“ (extra starken Eiskaffee mit Kondensmilch und ohne Zucker)!


5. Sich bei einem Zi-Char-Gericht näher kennenlernen
Menschen essen draußen vor dem Restaurant Keng Eng Kee

Die größtenteils asiatische Bevölkerung Singapurs sieht Essen als ein gemeinschaftliches Erlebnis, was sich in den verschiedenen Facetten unserer Küche widerspiegelt.

Zi Char ist ein Hokkien-Begriff (südchinesische Sprache), der „kochen und braten“ bedeutet. Damit werden hausgemachte chinesische Gerichte beschrieben, die am besten mit mehreren geteilt werden.

Einheimische Gerichte, die typischerweise als Gruppe bestellt werden, sind u. a. Chilikrabben, Schwein süß-sauer und hainanesischer Hühnchenreis, Singapurs Nationalgericht.

Es gibt so viele Köstlichkeiten, die nur darauf warten, probiert zu werden, doch beginnen Sie zunächst bei den Zi-Char-Imbissständen in Lau Pa Sat, im Maxwell Food Centre und im Golden Mile Food Centre.


6. Machen Sie bei unseren nationalen Lieblingsbeschäftigungen mit: Essen und Schlangestehen!
Menschen schauen sich die Speisekarte an einem Imbissstand in der Chinatown Food Street an.

Wären Essen und Schlangestehen olympische Disziplinen, wären wir wohl die ständigen Gewinner der Goldmedaille.

Lange bevor die Generation der Millenials die Angststörung FOMO entdeckte (die Angst, etwas zu verpassen: „fear of missing out“), hatten wir Singapurer schon einen eigenen Begriff dafür: „kiasu sein“ (Angst zu haben, etwas nicht zu bekommen). Wenn Sie eine lange Schlange vor einem Straßenimbiss sehen, können Sie sicher sein, dass das dort servierte Essen die Warterei wert ist.


7. Tabletts an die jeweilige Essenstation zurückbringen
Bild eines älteren Herren, der ein Essenstablett im Chinatown Complex Food Centre hält

Aufgrund des großen Andrangs und der Beliebtheit unserer Hawker Centres befindet sich in den meisten von ihnen eine Tablett-Rückgabestation. In Singapur nimmt man Rücksicht auf den nächsten Gast, indem Tabletts, Teller und Besteck selbst zurückgebracht werden.

Für Halal-Gerichte gibt es eine Sonderstation, stellen Sie also sicher, Ihr Tablett an der richtigen Station zurückzustellen.


8. Mehr über einheimische Speisesitten erfahren
Besucher posieren mit hochgereckten Daumen vor einem Fried Kway Teow-Imbissstand in Tiong Bahru

Singapur blickt auf eine multikulturelle Geschichte zurück und ist die Heimat verschiedener Ethnien und Kulturen, darunter Malaien, Chinesen, Indern und Peranakans*. Auch wenn wir nicht alle Verhaltensregeln für sämtliche Kulturen abdecken können, sind hier einige Tipps zu allgemeinen Speisesitten:

  • Platzierung der Stäbchen: Stecken Sie Ihre Essstäbchen nicht senkrecht in Ihren Reis, denn dies erinnert an Räucherstäbchen, die in der chinesischen Tradition verwendet werden.
  • Mit den Händen essen: Malaiische und indische Speisen werden manchmal mit den Händen gegessen. Wenn Sie dazu aufgefordert werden, essen Sie nur mit der rechten Hand und berühren oder reichen Sie das Essen auch nur mit der rechten Hand weiter: Sowohl in der indischen als auch der malaiischen Kultur gilt die linke Hand als unrein!
  • Trinkgeld geben oder nicht? Trinkgeld zu geben, wird in Restaurants zwar gern gesehen – keines zu geben, ist aber auch nicht unhöflich, da die Servicegebühr oft schon in der Rechnung mit inbegriffen ist.
  • Essen mit Älteren: Wenn Sie gemeinsam mit Einheimischen speisen, gilt es als höflich, ältere Menschen dazu aufzufordern, vor einem selbst mit dem Essen zu beginnen.

*Der Begriff stammt von einem indonesischen/malaiischen Wort ab, das „vor Ort geboren“ bedeutet und sich in der Regel auf Menschen bezieht, die chinesische und malaiische bzw. indonesische Wurzeln haben.