„Für uns ist Essen ein Zeitvertreib. Es vereint Menschen. Es bietet eine Gelegenheit, zusammenzukommen und sich in Gesellschaft wohlzufühlen“, sagt Mastura Didih, Geschäftsführerin des Restaurants Hjh Maimunah.
Essen ist ein fester Bestandteil der Singapurer Kultur und Lebensart. Von Zi Char (traditionelle, von chinesischer Hausmannskost beeinflusste Gerichte) und Kueh (mundgerechte Häppchen und Desserts) über Biryani (würziges indisches Gericht mit Fleisch oder Gemüse) bis hin zu Laksa (würzige Suppe mit Kokosmilch) – Singapurer und Besucher können eine Vielzahl an leckeren einheimischen Speisen zu vernünftigen Preisen genießen.
Trotz dieser schwierigen Zeiten verrichten unsere Köche unerschrocken und beharrlich ihr Tagewerk mit einer unerschütterlichen Leidenschaft für ihr Handwerk: gute und köstliche Küche.
Unsere Köche zünden ihre Herdfeuer an, geben die Zutaten in die Pfanne und bereiten sorgfältig die Speisen zum Mitnehmen in Lieferboxen zu, damit Menschen zu Hause in aller Gemütlichkeit ihr Essen genießen können.

Fehlende Zutat

Wir denken daran, dass unsere Köche mit großer Hingabe dafür arbeiten, den Menschen Essen zu liefern. Es wird uns jedoch schmerzlich bewusst, dass es an menschlicher Nähe fehlt, ob es Zeit mit den Liebsten ist oder der Kontakt zu Kunden in einem Restaurant – ein wenig wie eine fehlende Zutat in einem Gericht.
„Am meisten fehlt es mir, Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Ich bin vor sieben Monaten Vater geworden. Ich gehe früh arbeiten und komme spät nach Hause, wenn mein Sohn schon schläft. Ich vermisse es auch, meine Gäste zu bedienen. Ich habe mich oft zu einer Tasse Kopi (Kaffee) zu ihnen gesetzt und mit ihnen geredet. Jetzt holen sie entweder ihr Essen nur ab oder wir liefern es ihnen direkt nach Hause“, sagt Douglas Ng, Gründer des Fishball Story.
Mastura fügt hinzu: „Mir fehlt das Reden und Lachen - einfach zu sehen, wie Menschen in unserem Restaurant zusammenkommen. Ich hoffe, dass wir sie nach dieser Zeit wieder bei uns begrüßen können.“
„Es fehlt etwas, es fehlt an Verbundenheit. Dieses [Sehnen nach Verbundenheit] treibt uns an, weil es meiner Meinung nach beim Essen immer um Menschen geht. Ich möchte einfach weiter kochen und Menschen glücklich machen“, sagt Malcolm Lee, Inhaber und Chefkoch des Candlenut, des ersten und einzigen mit Michelin-Stern ausgezeichneten Peranakan*-Restaurants.
*Der Begriff stammt von einem indonesischen/malaiischen Wort ab, das „vor Ort geboren“ bedeutet und sich in der Regel auf Menschen bezieht, die chinesische und malaiische bzw. indonesische Wurzeln haben.
Der Mensch im Mittelpunkt

Von Hawker Centres über Cafés bis hin zu Gaststätten und Restaurants in der ganzen Stadt: In der Gastronomie dreht sich alles um die Gäste, die Menschen. Im familienbetriebenen Keng Eng Kee Seafood ist Paul Liew der Geschäftsführer der dritten Generation. Hier werden seit über 50 Jahren köstliche Zi-Char-Gerichte serviert.
Er sagt: „Als Familienbetrieb gehören auch unsere Angestellten zur Familie. Meine 90 Jahre alte Großmutter, die das Restaurant gegründet hat, hat mich nach dem Wohlergehen unserer Mitarbeiter gefragt, als die Situation [mit COVID-19] bekannt wurde.“
Er sagt weiter: „Familienwerte bedeuten uns sehr viel. Unsere Stammkunden kennen unser Essen, wie das Gericht Moonlight Hor Fun (zarte, dünne Reiskuchenstreifen mit rohem Eigelb aus dem Wok). Sie essen es seit ihrer Jugend. Meine Großmutter hat das Gericht erfunden und wir kochen es noch heute. Es geht nicht nur um das Essen, sondern auch um unsere Werte, die Schlichtheit unserer Küche und unsere gemeinsamen Erlebnisse.“
Zusammenhalt

Die Köche und Restaurantbesitzer in der Gastronomiebranche sorgen nicht nur für ihre Kunden, sondern helfen und unterstützen sich auch gegenseitig.
Malcolm musste beispielsweise bestimmte Zutaten beschaffen. Er erinnert sich: „Die Lieferanten fragten mich, was ich bräuchte und brachten mir die Zutaten, selbst in letzter Minute. Diese tolle Art der Unterstützung erleben wir von unseren Lieferanten. Wir möchten uns gegenseitig ermutigen, unterstützen und gestärkt aus dieser Zeit hervorkommen.“
Paul erklärt weiter, wie die Restaurants sogar zusammenarbeiten, um ihr Überleben sicherzustellen: „Wir erleben sehr viel Eintracht in unserer Branche. Wir erleben, wie Menschen Essen an Arbeiter an der vordersten Front liefern. Wir erleben, wie Konkurrenten zu Partnern werden. Wir erleben, wie Menschen sich branchenübergreifend helfen.“
Anpassung in Zeiten des Wandels

Auch wenn Essen im Restaurant momentan verboten ist, passen sich unsere Köche der Situation an und finden Mittel und Wege, Ihren Kunden Speisen zu liefern.
„Wir geben unser Bestes, um uns daran anzupassen, dass die Menschen zu Hause bleiben. Wir möchten alles so bequem wie möglich für unsere Kunden gestalten, deshalb haben wir Fahrer eingestellt, die aufgrund der Situation arbeitslos waren, damit sie ihnen das Essen an die Haustür bringen. Die Lieferkosten sollen den Fahrern durch diese Zeit helfen“, sagt Douglas.
Seit April nimmt das Hjh Maimunah Online-Bestellungen an, damit das Essen sicher an die Kunden geliefert wird. Mastura erklärt weiter, dass die Kunden ihr Essen lieben, wie Rendang (in Gewürzen und Kokosmilch gekochtes Schmorfleisch) und Tahu Telur (gebratenen Tofu mit Eiern, Gemüse, Erdnüssen und scharfer Sauce), weil es sie an traditionelle Hausmannskost erinnert.
„Es ist wichtig, die Lieblingsspeisen unserer Kunden auch im Online-Menü anzubieten, weil es für sie nicht einfach ist, sie während des Fastenmonats selbst zuzubereiten. Unser Essen soll ihnen während dieser Zeit Trost und Behaglichkeit spenden“, antwortet Mastura auf die Frage, wie das Nasi-Padang-Speiselokal, ausgezeichnet mit dem Preis Michelin Bib Gourmand 2019, seinen Betrieb während dieser Zeit umgestellt hat.
Blick nach vorne
Auch wenn sich die Gastronomieszene während dieser schwierigen und einschränkenden Zeiten verändert hat, bleiben unsere Köche motiviert und blicken positiv in die Zukunft. Wenn Reisen zukünftig wieder möglich sind, können sich Besucher schon darauf freuen, die fantastischen Gerichte unserer Stadt zu probieren und ein Reich neuer Aromen, kulinarischer Leidenschaft und himmlischer Speiseerlebnisse zu entdecken.
Paul sagt dazu: „Ich hoffe, dass Reisende bald wieder unsere lokale Küche und einzigartige Singapurer Kultur genießen können.“
Malcolm bringt es auf den Punkt: „Diese Zeit ist eine große Herausforderung für die Gastronomie. Ich hoffe, dass die Menschen nach dieser Zeit die harte Arbeit und die Bemühungen der Branche zu schätzen lernen. Die Menschen werden unser Handwerk schätzen und unser Essen mit völlig neuen Augen sehen.“