Über
Veera Sekaran
Der Pflanzenflüsterer
Die Zukunft mit Hilfe von Technologie grün gestalten
Vergessen Sie die Sache mit dem grünen Daumen – Veera Sekaran ist Singapurs wahrer Pflanzenflüsterer.
Mit 30.000 Quadratmetern an Landschaftsprojekten in aller Welt und insgesamt mehreren Tausend Projekten, darunter 350 Projekten in Singapur, spielte dieser Meister der vertikalen Gartengestaltung eine entscheidende Rolle bei der Etablierung von Singapur als Gartenstadt.
Sekaran schaffte es mit Vertrauen, Ausdauer und Leidenschaft an die Spitze, aber sein Weg zum Erfolg war nicht einfach. Als fünftes von neun Kindern wuchs Sekaran in Armut auf und wurde von seiner Mutter aufgezogen, nachdem sein Vater an einer Krankheit gestorben war, als er erst fünf Jahre alt war.
Obwohl Sekaran anfangs Schwierigkeiten in der Schule hatte und keine Schultasche oder Schreibwaren besaß, bemerkte er früh, dass er ein großes Interesse an Natur und Wissenschaft hatte und schaffte einen Universitätsabschluss. Dieses Interesse entfachte eine lebenslange Leidenschaft, die zu einer Geschäftsidee wurde.
„Die Natur hat mir Belastbarkeit beigebracht“, sagt er. „Jedes Mal, wenn ich einer Herausforderung im Leben gegenüberstehe, schaue ich auf die Pflanzen und denke darüber nach, wie widerstandsfähig sie sein können – und dass die Menschen genauso hartnäckig sein können.“
Sekarans Leitsatz im Leben war immer, dass sich harte Arbeit auszahlt und dass es keine Abkürzungen gibt.
„Die Widerstandsfähigkeit, all diese Herausforderungen zu überstehen, hat mich gestärkt“, fährt er fort. „Wenn mich irgendetwas umgeworfen hat, bin ich schnell aufgestanden und habe einfach weitergemacht.“
Grüne Leidenschaft
Sekaran gründete 2008 während der globalen asiatischen Finanzkrise sein Stadtgestaltungsunternehmen Greenology und musste mehr als zwei Jahre lang ohne Gehalt auskommen.
„Ich habe durchgehalten, weil ich an die Widerstandsfähigkeit von Singapurs System und Wirtschaft geglaubt habe“, sagt er.
Singapur war im Grunde der „ideale Ort“, um Greenology zu starten, sagt Sekaran,
angesichts der begrenzten Landfläche Singapurs und der vertikalen urbanisierten Landschaft. „Die Stadt ist im wahrsten Sinne des Wortes vertikal, und Grünflächen können in einer solch bebauten Stadt zu einer Herausforderung werden“, fährt er fort. Vertikale Gärten sind deshalb besonders wichtig, weil sie die Raumnutzung maximieren, damit „die Menschen das Gedränge nicht spüren“, sinniert er.
Als die Regierung Singapurs in den 1980er Jahren die Initiative startete, Singapur in eine Stadt in einem üppigen Garten zu verwandeln, träumte Sekaran davon, den Wandel voranzutreiben und die einheimische Landschaftsgärtnerei zu professionalisieren. Dies beinhaltete die Schaffung einer vollständigen Lieferkette mit lokalen Talenten, von Gärtnereien und Baumschulen bis hin zu Landschaftsarchitekten.
Damit einher ging auch die Einführung von Ausbildungsprogrammen an verschiedenen Bildungseinrichtungen und eine einfache Methode zum Umbenennen von Jobs und Jobfunktionen, um verschiedene Spezialisierungen korrekt zu beschreiben.
Events wie die International Green Building Conference und das Singapore Garden Festival trugen ebenfalls dazu bei, „die lokale Industrie zu entwickeln und der Welt zu zeigen, was Singapur kann“. Persönlich ist es Sekaran durch diese Veranstaltungen gelungen, viele globale Partnerschaften aufzubauen, insbesondere in Australien und Südostasien.
Zukunftssicher in der Gartenstadt
Singapur hat einen Plan aufgestellt, um bis 2025 die erste „Smart Nation“ der Welt zu werden. In diesem Sinne plant Sekaran auch den Aufbau einer smarten grünen Stadt, nicht nur im Hinblick auf Energie, sondern auch im Hinblick auf das Zusammenspiel von Draußen und Drinnen, bei dem Innovation, Kreativität und viel Technologie zum Einsatz kommen.
„Wenn Sie in einer sehr dichtbesiedelten Gegend leben, wird das Grün zu einem wichtigen Teil Ihrer Verbindung mit der Natur“, erklärt Sekaran. „Jedes Mal, wenn Sie in einen Park gehen, ist das eine psychologische Erleichterung“.
Wie Sekaran erklärt, können jedoch dank technologischer Fortschritte die Grenzen zwischen Außen und Innen aufgehoben werden. Pflanzen können innerhalb von Gebäuden, zu Hause oder bei der Arbeit kultiviert werden und so „Teil des Lebenserlebnisses werden“.
Durch die Verwendung von künstlichem Licht und Sensoren zum Testen von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Boden-pH-Werten wird die allgemeine Gesundheit der Pflanzen besser erfasst. Und für die 2 Millionen oder mehr Bäume, die die Straßen von Singapur säumen,1 können Drohnen bei der Pflege eingesetzt werden. Durch vorausschauende Wartung können diese Technologien auch dazu beitragen, die Kosten für die Pflege von Parkanlagen zu senken.
„Ich nenne es das Internet der Bäume“, sagt er. „Ich entwickle ein so genanntes Green Intelligence Network, mit dem die Menschen mit den Pflanzen kommunizieren können, die sie in das Netzwerk gesteckt haben.“
Die Welt grüner machen
Derzeit entwickelt Sekaran die weltweit größte Indoor-Farm mit Robotern, Sensoren und autonomen Fahrzeugen.
Für Sekaran ist Singapurs „umweltfreundliche Infrastruktur eine der besten der Welt“. Der Vorteil des Landes liegt darin, dass „wir sie so flexibel, effizient und funktionsfähig gemacht haben“.
„Die Alchemie unserer Vielfalt ist das Geheimnis unserer Existenz in Singapur“, sagt Sekaran. „Unsere Vielfalt ermöglicht es vielen unterschiedlichen Menschen und Nationalitäten, sich zu treffen und Ideen zu entwickeln. Jeder, der zu Konferenzen hierher kommt, kann so viel aus dem lernen, was wir erreicht haben.“
Nach einem Bericht des SenseLab des Massachusetts Institute of Technology und des World Economic Forum belegte Singapur den zweiten Platz unter den grünsten Städten der Welt, fast 30 % des Stadtgebiets liegt unter Laubdächern.2
Daher ist es nicht überraschend, wenn Sekaran sagt, dass viele den Erfolg von Singapurs urbanem Grün nachahmen wollen. Zum Glück beschränkt Sekaran seine Träume nicht nur auf die Insel. „Es geht nicht nur darum, Singapur grüner zu machen“, sagt Sekaran. „Es geht darum, die Welt grüner zu machen.“
1https://www.straitstimes.com/singapore/environment/caring-for-2-million-trees-no-easy-feat
2https://www.weforum.org/agenda/2018/03/the-12-cities-with-the-most-trees-around-the-world